Sonntag, 4. Dezember 2022

Madrid am 2. Advent

Nach langem Flug habe ich diesmal praktisch nicht schlafen können, und bin entsprechend platt. Nachdem das Hotelzimmer am Morgen um 9.00 leider noch nicht fertig ist, lasse ich das Gepäck stehen und gehe vor die Tür. Auf der Avenida del Prado findet ein Laufevent statt, sonst ist es morgens kühl und feucht, 6°C. Nach einem Zwischencappucino gehe ich gegenüber ins Prado-Museum. 
War ich schon mal, ist aber ewig her. Die Sammlung ist riesig, völlig unmöglich, alles auf einmal anzuschauen. 

Ich picke mir das Mittelalter, Dürer, Caravaggio und Goya raus, das ist reichlich. Fotoverbot. 

Danach erstmal ein Mittagsschläfchen... und dann eine Runde über die Gran Via und die anderen, großen, geschmückten Straßen. Es ist irrsinnig voll, trotz nasskaltem Wetter.
Abends kehre ich noch in einer Tapasbar auf einen Wein und guten Käse ein, dann gehe ich doch eher früh ins Bett. Morgen bin ich wieder in München, Waschtag, und abends ein Konzert.

Lima Centro II

Ich fahre mit einer Uber-Frau im neuen Volvo SUV 13km ins historische Zentrum, 22 Soles, 5 €. Das Geschäft verstehe ich nicht, ist aber sehr lustig. 
Ich hatte es zu Beginn der Reise noch nicht in die Catedral, den Palacio Arzobispal und das Franziskanerkloster und dessen Keller geschafft. 

Die Catedral ist nett, aber so oft nach Erdbeben wieder neu aufgebaut, dass ihr etwas der Charme fehlt. Die von Cusco ist 1000x beeindruckender. 
Der Erzbischöfliche Palast ist prunkvoll, von hier aus wurde mal die halbe neue Welt "bekehrt". Und der Erzbischof hat daran prächtig verdient.
Meine latent kritische Haltung zu Anspruch und Wirklichkeit der Kirchen zum Wohle der Menschen hat sich auf jeden Fall hier nicht entspannt. 
Wie so oft hat das Franziskaner-Kloster am meisten zu bieten. Dabei war es die Idee von Franz von Assisis "Bettelorden", Armut zu leben und den Schwachen zu helfen. 
Sein Gründungszitat:
„Wer vollkommen sein will unter Euch, verlasse alles, und was er hat, gebe er den Armen, dann komme er und folge mir nach. (Mt 19,21 EU)“
Ja genau.
In den sogenannten Katakomben, eigentlich Krypten, liegen zahllose Gebeine, sicher von Mönchen, evtl. auch von Sklaven, die kein Friedhofsrecht hatten. Es gibt gewaltige Größenunterschiede bei den Oberschenkelknochen.
Danach erstmal zur Stärkung ins nächste Café. 
Und Abends reicht eine kleine Runde zu Fuß und ein 4er Probiertableau gutes Craftbeer, dann ist der Tag und der Urlaub vorbei 😭.


Freitag, 2. Dezember 2022

Lima Finale

Achtelfinale wird es wohl nicht. Habe alles gesehen, in Molly's Irish Pub, weil sonst keiner Deutschland : Costa Rica mit Ton zeigen wollte. Die wussten wohl, warum. Auf jeden Fall bin ich danach immer noch etwas angespannt, unfreundlich zur unfähigen Check-In Tante im Hotel, wie damals in Berlin zu der Kellnerin, die mich besch... wollte. 
Den Morgen hatte ich mit einem langen Spaziergang am Hochufer entlang verbracht. Mir war vorher nicht bewusst, wie weit dieses parkähnlich ausgebaut ist. 
Aber ich hatte ja viel Zeit, keine Termine und schönes, warmes Wetter. Gelegentlich gab es einen Cappuccino und alles war gut. Ja, eher goldene Löffel-Gegend. 
Mittags habe ich leckere "Nachos nativos" gegessen, eigentlich eher dünne Bratkartoffeln mit Guacamole, Pico de Gallo, Mais, Salat und Sour Creme, fast vegan. Und danach... sprechen wir nicht mehr davon... 

Die Zeitverschiebung hat auch Vorteile: nach dem Check-In hatte ich, umgezogen, noch 2,5h Zeit, ein Bike zu leihen und den Rest des Hochufers zu erkunden, erst nach Norden, fast bis zum Flughafen, da wurde die Gegend etwas schlechter und ich zog es, erfahren wie ich bin, vor, umzukehren.
Ich hatte allerdings auch nicht viel dabei, aber mein Handy, natürlich. Und ein Noname-Hardtail 29er, zu niedrig, aber fein. 
Und dann nach Süden, bis zum Berg am Ende der Bucht, wo die ganzen Biker Downhill üben. Leider im ersten Versuch die falsche Route hoch probiert, und dann wegen Leih- und Tageslichtende umgekehrt. Morgens waren auf jeden Fall massig Leute aus den noblen Vierteln Miraflores und Barranco auf edlen Fullys (Specialized, Santa Cruz, Yeti...), dahin unterwegs.
Ein Bier und ein Salat, mittelmäßig, reichten, und ich fiel ins Bett. 8:40h später begann dann schon mein allerletzter Tag in Peru 😭😭😭.

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Huascaran

Nein. Huascaran ist nicht der Name des neuen Lamborghini. Es ist der höchste Berg Perus, 6.768m. Und da fahre ich heute hin. 
Nach einer knappen Stunde halten wir in Carhuaz, einer hübschen kleinen Stadt im Tal des Rio Santo. Und ja, der endet auch im Amazonas. 
Hier tragen viele Frauen noch Tracht, wie bei uns in jedem Tal und Dorf etwas anders. Und es gibt sehr leckeres Eis von Früchten, deren Namen ich gleich wieder vergessen habe. 
Danach fahren wir hoch auf die schneebedeckten, erloschenen Vulkane zu. Die Piste wird gröber, wir erreichen eine riesige, U-förmige Schlucht, die wir weiter hochfahren. Links und rechts begleiten uns steile, fast senkrechte Granitwände, bis wir oben am See auf fast 4000m ankommen. 
In den Anden gefällt mir besonders, dass man schon wahnsinnig hoch sein kann und auf das tiefe Tal hinunter schaut, aber nach oben immer noch riesige Berge ragen. 
Der See hat nicht nur unglaubliche Farben, sondern auch noch eine üppige Vegetation mit schönen Bäumen und vielen Blumen. 
Wir machen eine Wanderung am See entlang bis zur Felswand und genießen die Ruhe. Manche lassen sich eine Runde rudern.
Danach geht es zum Mittagessen in ein schönes Gartenrestaurant, bevor wir nach Neu-Yungay und zum Friedhof fahren. 
1970 gab es hier ein sehr schweres Erdbeben, 7.9. Das hat am Huascaran einen Eis- und Felssturz ausgelöst, der mit 400kmh durch das U-förmige Tal gerast ist und die alte Stadt mit 25.000 Menschen unter sich begraben hat. Die neue Stadt liegt nun auf einem Hügel nebenan. 
Zurück in Huaraz genieße ich noch einen schönen Abendhimmel, bevor es wieder nach Lima geht.

Dienstag, 29. November 2022

Chavin

Es ist kalt am Morgen. Im Zimmer, draußen, beim Frühstück. Unter der Bettdecke und Dusche war es noch ok. Aber hier sind oft alle Türen offen, egal wie kalt. 

Um 08.45 werde ich eingesammelt. Es dauert noch, bis wir 10 komplett sind. Ich bin der einzige Nicht-Peruaner, das ist neu. Wir fahren bei schönem Sonnenschein das weite Tal hoch.
Ein sehr schöner Bergsee ist unser erster Stopp. 
Heute ist der Pass nur 4.600m hoch, weil ein Tunnel den Rest abkürzt.
Drüben geht es wieder steil bergab, aber nichts gegen das Spitzkehren-Massaker nach Huaraz.

In Chavin gehen wir bei schönstem Sonnenschein und über 20 Grad in das Gelände. UNESCO Weltkulturerbe, wie so vieles hier. Zur Abwechslung sehe ich keine Stadt, sondern eine gut 3000 Jahre alte Wallfahrtsstätte.
Der aufmerksame Betrachter wird erkennen, dass die Mauer nass ist. Innerhalb von 30 Minuten ist ein Gewitter über die Berge in dieses Tal gezogen und bringt Regen und Hagel mit. Erfrischend. Die Regenjacke ist im Bus.

Das außergewöhnliche hier ist, dass in den Tempeln zahlreiche unterirdische Gänge gefunden wurden, kleine Labyrinthe. 
Da konnten die Wallfahrer sicher viel Spaß haben. Unterkünfte und Küchen gab es auch. Und Menschenopfer, natürlich. Aber nur bei schlechtem Wetter. 

Die Hühnersuppe ist lecker, mit Kartoffeln, Nudeln, einem gekochten Ei und einem Schenkel. Sieht aus wie eine gekochte Schweinshaxe in klein. Nur mit einem Löffel bewaffnet, ist die Kombination kaum unfallfrei zu essen.

Über die Cordillera Negra nach Huaraz

Da mir auch in Trujillo die beiden Abende genug waren und die Wettervorhersage für Huaraz in den Bergen ganz ok war, fahre ich tagsüber 8h mit dem Bus in die Berge. Mit mir fahren 18 junge Italiener zum Bergsteigen. Leider hat dieser Bus außen eine Lochfolie statt getönte Scheiben. Sieht von außen cool aus, aber rausschauen ist anstrengend. 

Die ersten Stunden geht es ohnehin an der Kwüste entlang, trocken und öde. 

Von den Pässen über die Cordillera nehmen wir den letzten. 
Nach 4h an der Küste nun steil bergauf. Vor der Passhöhe, 4200m, machen wir eine überraschende Pause. Stand nirgends und hatte mir auch keiner gesagt. Weiß man ja, das auf der Verbindung da immer eingekehrt wird. 
Wir bekommen Menü, Suppe, Hauptspeise und Saft zu pauschal 12 Soles, 3 €. 
Dazu Fußball, Portugal: Uruguay. Die Italiener und ich unterstützen Uruguay. Nützt nichts, 2:0.
Der Berg hoch war sehr steil und hatte zahllose Serpentinen. Von der Cordillera Negra runter nach Huaraz, auf die Cordillera Blanca zu, ist noch steiler. Irre, wieviele Kurven dieser Pass hat.

Huaraz ist dann eine positive Überraschung, Bergort, ein bisschen wie Garmisch.


Trujillo, Chan Chan und Huaca de la Luna

Chiclayo als Ort ist wirklich unspektakulär. Also fahre ich noch abends 4h nach Trujillo, übernachte und werde am nächsten "Morgen" um 10.30 zur Tour abgeholt. Die Guia ist leider weniger talentiert als der von gestern. Und es gibt weniger Gold und mehr Steine zu sehen. 
Und peruanische, nackte Hunde. Die sind schon auf Jahrtausende alten Keramiken drauf. Ich finde sie nicht so schön. Und sie kriegen in der Höhe leicht Sonnenbrand.
Am Stadtrand der heutigen Großstadt ist ein 30km² großes Trümmerfeld nicht zu übersehen. Die vierspurige Panamerikana Bundesstraße führt eh mittendurch. Chan Chan war über Jahrhunderte (1000-1470) die Hauptstadt des Chimu- Reiches, bis es die Inka und dann die Spanier vereinnahmten. 60.000 Menschen lebten und bauten hier. Alles aus Lehmziegeln. 
Im Vergleich zu Sipan wurde nicht mehr viel Gold gefunden, die Inka und Spanier hatten das schon erledigt. 

Aber die Stadtanlage mit riesigen Straßen, Mauern und Plätzen ist noch gut zu erkennen, und im Palast gibt es noch viele dekorative Details.
Danach fahren wir ans andere Ende Trujillos zur Huaca de la Luna, dem Mondtempel, gegenüber dem Sonnentempel. Die Namen haben frühe Archäologen aus Mexiko übernommen, sie sind aber falsch. Von den Originalen Namen, Zwecken und Verhältnissen wissen wir fast nichts.

 Die besten Quellen sind Darstellungen auf Keramik, Ruinen und Gräber. Schrift gab es ja leider keine und Inka und Spanier haben sich erfolgreich bemüht, alle Erinnerungen an die früheren Kulturen zu eliminieren. 
In diesen Tempeln hat man zumindest viele Wandmalereien gefunden, auf 5 Terrassen und in früheren und späteren Bauabschnitten. 
Auch hier hat die Elite nicht gekleckert, sondern geklotzt. 
Gegenüber der heutigen Ausgrabungen steht der noch größere Tempelberg, 150x300m, 45m hoch, im verfallenen Zustand und noch völlig unangetastet. Die Arbeit geht Archäologen hier sicher nicht aus. 

Abends werde ich auf der Straße auf deutsch angequatscht. Ein Schlepper will mich seinen Freundinnen vorstellen. Toll!