Sonntag, 11. Oktober 2015

Knuckles Range: Es regnet.

Die heutige Tour ist ein Naturerlebnis. Ich fahre von Kandy in die Knuckles Range, die als kleiner Gebirgszug im Nordosten Kandys bis auf 1850m ansteigt.

Die Bergzüge sind Naturschutzgebiet, nur in den tieferen Lagen wird Tee angebaut. Oben folgt dann tropischer Regenwald, der in Bergwald übergeht.

Mein Führer Ranjen kennt sich sehr gut aus, und erklärt viele Details zu den Pflanzen und Tieren.

Bereits am Auto bereiten wir uns auf die Leeches vor. Neben einer ayurvedischen Creme reibe ich Füße und Waden nach Vorgabe gründlich ein. Blutegel kannte ich bisher nur medizinisch vom hörensagen, die sind riesig und gesund. Hier gibt es im Regenwald eine Unterart, die klein, ungesund und auf bodennahen Halmen auf Opfer lauert.


Das Wetter ist zum ersten Mal, seit ich hier unterwegs bin, trüb, Kurz nachdem wir zu einem Wasserfall im Wald aufbrechen, beginnt es leicht zu nieseln. Am Vorabend hatte es auch bereits geregnet. Die Leeches finden das Wetter zum anbeißen.

Im pfadlosen Wald dauert es kaum ein paar Schritte, bis sie sich an Schuhen, Socken und Hosenbeinen Egel festbeißen. Die nur 2-6 cm langen, dünnen Würmchen sind erschreckend schnell, schlüpfen durch Schuhporen und Socken und halten sich sofort fest. Auch, wenn man mit dem Finger einen vom Schuh abnehmen will, greifen sie sofort um auf den Finger.

Als dann auch noch der Regen kräftig wird, ziehen wir uns nach ca. 1h aus dem Wald zurück. Mit Regenjacken laufen wir nun auf kleinen Wegen, die die Teeplantagen-Dörfchen verbinden, bis auf ca. 1.500 m Höhe, nochmal ca. 2h rauf danach 1,5h retour. Der Regen hält praktisch durchgehend an, zu sehen gibt es trotzdem manches, viele Vögel, Bäume und neblige Aussichten. Oben ist es im Regen auch noch windig und kühl, unter 20°C. Die Wasser, die wir queren, schwellen immer weiter an.

Aber dadrin sind ja keine Leeches. Auf dem wenigen Grün auf dem Weg aber schon. Wir sind weiterhin immer auf der Hut und entfernen die Gäste so schnell es geht. Einmal bittet mich Ranjen, auf sein Auge zu schauen. Ein Egel war den ganzen Weg die lange Regenjacke heraufgekrochen und hatte sich direkt neben dem Auge festgebissen. Er war sehr nervös, ich konnte aber mit einem kurzen Tupfer Öl den Egel abnehmen und wegwerfen.

Auf dem Weg zurück warnt uns eine Teepflückerin vor Hornissen auf dem Weg. Wir begegnen aber keiner, nur ein Reh kreuzt noch den Weg, bevor wir uns am Auto notdürftig trocken legen und die Füße und Beine absuchen. Ich bin dank der Naturchemie tatsächlich nur angeknabbert worden, kein einziger Wurm hat mich blutig gebissen. Ranjen schon, obwohl er meint, Europäer haben süßeres Blut...

Auf der malerischen Rückfahrt stoppen wir noch an einem Wasserfall und ein paar Aussichtspunkten. Erstaunlicherweise habe ich nachts nicht von Leeches geträumt...

Ach ja, der singhalesische Name der Berge bedeutet Nebelregenberge. Ich hätte darauf kommen können, dass es dort nass wird...

Morgens war es und abends ist es wieder schön. Pool und Wäscheservice helfen bei der Nachbereitung.