Sonntag, 11. Oktober 2015

Nuwara Eliya: Englischer Tee

Nach dem Regen vom Vortag bin ich froh, dass es strahlend sonnig ist. Costa, mein Fahrer und Guide fährt mich mit dem Prius durch die Teeplantagen die Berge hoch. Die Passhöhe liegt bei rund 2.000m, es ist herrlich frische Luft bei 23°C und Sonne. Prinzipiell ist Tee aber auf viel Regen angewiesen. 



Engländer wohl auch, daher haben sie sich hier oben eine Stadt aufgebaut. Die Strecke hierhin führt über viele Zwischenterrassen über ca. 90km in 3h direkt den Berg hoch. 

Bei der obligatorischen Plantagentour lerne ich, wie Tee produziert wird; indem die Spitzenblätter von Hand gepflückt, und die größeren nach Trocknung und Fermentierung schwarz werden, die kleineren nur getrocknet grünen / weißen / silbernen Tee ergeben. 

Ähnlich wie bei der Pfefferpflanze, auch hier sind die Beeren für rot, grün, weiss und schwarz prinzipiell dieselben...


Im englisch geprägten Nuwara Eliya gibt es Clubs, einen Golfplatz, eine Pferderennbahn und Seen zum vergnügten Bootfahren.  

Die Teepflücker, die diesen Luxus ermöglicht haben, ließen sich nicht in der singhalesischen Bevölkerung rekrutieren. Stattdessen wurden tamilische Inder (nicht zu verwechseln mit den tamilischen Sri Lankern) aus der Festlandskolonie umgesiedelt. Wie weit das freiwillig war, weiss ich nicht...

Die Route retour lege ich mit der Bahn zurück, 1. Klasse, ein weiter Bogen über 120km nach Kandy, 4h. 

Für die Bordverpflegung kaufen wir noch Roti Fladen und Wadi kleine, würzige Kringel aus Weizen oder Linsen und Gemüse, auf die Pommes Frittes verzichte ich dankend. 

Der Zug hat nur 5 Wagen, davon 2 der ersten Klasse. Diese sind kaum besetzt. In den restlichen Waggons drängeln sich die anderen Fahrgäste. Unser Waggon ist teurer, meine Fahrt kostet 9 €, die in der 3. Klasse nur 0,50 €, aber toll ist der auch nicht. Baujahr ca. 1970, Polster aus Plastik und durch, Fenster blind. Da der "Expresszug", so heißt er wirklich, nie schneller als wahnsinnig rappelige 30km/h fährt, bleiben die Fenster auch bei uns offen. 

Neben der Strecke liegen an einigen Stellen entgleiste Waggons, die vor sich hin rosten und nicht mal weggeräumt werden. 

Unser Zug fährt aber sicher... bis die Diesellok nach ca. 2/3 der Strecke mitten im Dschungel ausfällt. 

Die Leute sind nicht überrascht, sofort gibt es Bilder wie aus der Zeitung: Menschtrauben hängen aus Türen und Fenstern, weil es nicht weitergeht. 

Nach knapp einer Stunde ist die baugleiche Ersatzlok da, es geht schnell weiter zum nächsten Bahnhof, und mit nur gut einer Stunde Verspätung sind wir schon da. Das ist beim ICE daheim auch nicht besser, nur kommt man in 5h etwas weiter als 120km.