Mittwoch, 20. November 2013

Die Kaiserstadt

Ich habe endlich den von langer Hand geplanten Ausflug nach Petropolis geschafft!

Da das der einzige Ausflug ist, der mich so richtig aus Rio rausführt, war ich ziemlich gespannt. Der Minibus holte mich um 10.00, danach noch 2 andere Gäste ab, dann sind wir mit Fahrer, Führerin und 11 Teilnehmern in die Berge gefahren.

Petropolis liegt 70km nördlich in den ersten Bergen, aber immerhin 900m hoch, das wirkt sich spürbar auf die Frische der Luft und die Temperatur aus. Die Auffahrt war ein wenig rumpelig, aber recht hübsch, nur war die Fernsicht nicht fototauglich.


Unser erster Foto-Stopp war an diesem ehemaligen Hotel / Casino. Da Glücksspiel inzwischen illegal ist, wurde der komplex in Ferienappartments umgebaut.

Der "deutsche" Stil wird hier sehr geschätzt. Während der Hauptbauphasen zwischen 1850 und 1900 haben deutsche Architekten im Auftrag des Hofes hier ihre Ideen umgesetzt. 


Zur allgemeinen Freude wurden wir danach zuerst in einen Schokoladenladen geführt. Mir als einzigem Europäer war die Schokolade zu schlecht, alle anderen kauften fleißig ein.

Der nächste Stopp führte uns auf die Einkaufsstraße Av. Theresa: wir wurden zu einer Stunde! Shopping entlassen. Ich machte mir so langsam Sorgen, ob ich auch etwas sehe, was mich interessiert. 

Im Zentrum liegen an mehreren kanalisierter Flüsschen einige weitere, repräsentative und gut restaurierte Häuser, wie diese hier:

Die neogothische Kathedrale war ebenso hübsch; sie dient auch als Grablege des Kaisers Dom Pedro II. 

Der war tatsächlich Kaiser von Brasilien, 58 Jahre lang bis zu seiner Abdankung 1889.

Brasilien war nicht nur die wichtigste Kolonie Portugals, es war auch das Fluchtziel der portugiesischen Königsfamilie, die mit den oberen 15.000 ihres Reiches (wirklich 15.000, und alles andere haben die vermutlich auch mitgehen lassen...) vor Napoleon flohen, um einige Jahre ihr Reich von Amerika aus zu regieren. 

Und in diesem bescheidenen Sommerpalais Ferienhäuschen hat die kaiserliche Familie fast 40 Jahre lang die heiße Jahreszeit, 4-5 Monate im Jahr, verbracht:
Auch innen ist das Ambiente recht ansehnlich. 

Bevor wir wieder zurück nach Rio aufbrachen, schafften wir noch einen kurzen Fotostopp an diesem netten Pavillon:

Dieser kleine Kristallpalast war wohl das Verlobungsgeschenk an die Kaisertochter.

Auf der Rückfahrt danach hatten wir zwar wieder eine rumpelige Fahrt mit schönem Panorama, aber leider keinen Fotostopp mehr Zeit... 

Schade. 

Am Abend in Rio bin ich nochmal im Kino gewesen. Die sind hier der Wahnsinn, technisch perfekt, und mit sehr gutem Service. Es gab "Der Butler", über einen farbigen Südstaatler, der 8 amerikanische Präsidenten umsorgte; parallel wird die Entwicklung der Bürgerrechtsbewegung der Farbigen am Bespiel seiner Familie dargestellt. Gut gespielt, aber für mich zu pathetisch. Zum Abschluss wurde die Großartigkeit der farbigen Präsidentschaft Obamas gelobt, alles ist so gut jetzt...

Als im Kino das Licht anging, habe ich mich umgeschaut und von ca. 200 Besuchern genau 2 gesehen, die eine dunklere Hautfarbe hatten als ich. Beim Servicepersonal waren es dafür alle gewesen.