Dienstag, 19. November 2013

Dona Marta

Wenn ich gewusst hätte, wer vor mir schon alles hier war, hätte ich es mir vielleicht anders überlegt... Ich bin heute erst in Ruhe durch meinen ganz hübschen Stadtteil spaziert, und habe ein paar der alten Villen fotografiert:



In dieser ist heute ein Museum, aber einige andere sind noch privat. Was ich aber noch gar nicht erwähnt hatte: alle Häuser hier haben einen Zaun. Meistens so einen:

Die gibt es mit Durchfahrt oder ohne, und in braun / messing oder schwarz, und die meisten sind aus dünnem Alu... 

Zutrittskontrollen gibt es an allen größeren Gebäuden, an Hotels sowieso. Und auch in die Shoppingzentren werden nicht alle eingelassen.

Nach allem, was ich gelesen habe, war diese Maßnahme vor ein paar Jahren noch absolut unverzichtbar. Heute erscheint es zumindest in der Zona Sul, der wohlhabenderen Stadteile südlich des Zentrums, nicht mehr so nötig. An den Strandpromenaden ist es schon recht hässlich, wenn jede Hochhausfassade zusätzlich mit so einem Zaun abgeschottet ist. 

In der Zona Sul ist die Kriminalität insbesondere deshalb dramatisch zurückgegangen, weil man die dort liegenden Favelas als erste "befriedet" hat. Das ist die Aufgabe der UPP Peacekeeper, die bewaffnet massiv in den Brennpunkten angesiedelt werden. Parallel wird die Infrastruktur verbessert und es werden Bildungsangebote geschaffen, sodass sich objektiv was ändert.

Auf dem Hügel Sta. Marta liegt die Favela Dona Marta. Diese war bis 2007 noch so gefährlich, dass die Polizei da nur mit Großrazzia und heftigen Schusswechseln rein ging (s. youtube). In 2008 wurde dann hier als erstem Standort überhaupt etwas getan; wohl auch, weil diese Favela bereits von Michael Jackson, Madonna und anderen wegen der hübschen Aussicht in Clips verwendet wurde, also prominent ist.



Dieses Foto ist ca. von halber Höhe fotografiert. Der gesamte Hügel ist bis in 200m Höhe bebaut, die meisten Häuser sind aus Ziegeln, nur ein paar alte noch aus Holz/resten erbaut. An einer Seite entlang führt eine Standseilbahn mit 5 Stationen, zwischen den Häusern gibt es praktisch nur Treppen, keine Chance für Fahrzeuge.

Durch die bisherigen Fortschritte hier, und inzwischen in ca. 10% aller Favelas in Rio, ist die Kriminalität gering geworden, die Drogenhändler wurden in die nördlichen Bezirke verdrängt. 

Inzwischen ist man dabei, die Häuser hübsch bunt zu machen, damit man diese von überall gut sichtbare Gemeinde auf Fotos besser erkennen kann.




Mit den Besuchern macht man bereits gute Geschäfte, Sicherheitsbedenken gibt es keine, dafür geführte Touren mit Besichtigung echter Community-Häuser und Souvenirshops. Der nette Film mit dem MTB Downhillrennen wurde aber leider nirgendwo gezeigt, den gibt es nur auf youtube. 

Und die wenigen Fahrräder, die ich hier gesehen habe, werden die Treppen runter getragen, bei diesen Rädern: besser so.