Sonntag, 6. November 2022

Arequipa - die weiße Stadt

Kaum sind 3 Tage vergangen, schon hat sich meine Verdauung von der zu alten Ceviche erholt. Ich habe Appetit auf mehr als Wasser, Tee, Isodrinks und Ritz Cracker und frühstücke erstmal auf der Dachterasse meines Hostales in der Morgensonne mit Blick auf die riesigen Vulkane und die Altstadt. 
Der Hausberg Misti ist mit nur 5800m zwar der kleinste Vulkan in der Nähe. Er ist nur 20km entfernt und ziemlich aktiv. Es gibt auch dauernd Erdbeben, zuletzt heute morgen, Stärke 5.0, aber fast 100km entfernt, ich habe es verschlafen. 
Die Altstadt ist wunderschön und sieht sehr spanisch aus. 
An der Plaza de Armas steht auf einer Seite nur die 150m lange Kathedrale, in den Arkaden rundherum sind gegenüber das Rathaus, links und rechts die Händler und Gastronomie untergebracht. 
Dieser Aufbau war im kolonialen Spanien Gesetz und ist überall wieder zu erkennen.

Am Nachmittag besichtige ich das Konvent Santa Catalina. Es ist immer noch in Betrieb, aber seit einiger Zeit als Museum zu besichtigen, die Nonnen leben nun in einem abgeschlossenen Neubau. 
Die reichen Kolonialfamilien haben immer ihre zweite Tochter mit 10-13 Jahren ins Kloster gesteckt, aus heutiger Sicht ca. 500.000 € bezahlt und sie dann lebenslänglich eingesperrt. Besuche monatlich für 15 Minuten durch doppelt vergitterte Fensterchen. 
Es wurde bereits 1579 als 5. Kloster von Arequipa gegründet, da die anderen Klöster schon voll waren. 
Das war ganze 40 Jahre nachdem Pizzaro das Inkareich zerstört hatte. Ein Grund dafür, dass sich das so rasant entwickeln konnte, dürfte gewesen sein, dass Arequipa (und auch Cusco) schon lange vor der Ankunft der Spanier und auch lange vor den Inkas schon eine große Stadt war. Die Spanier haben sich "nur" an die Spitze der existierenden Gesellschaft gestellt und Städte und Häuser weiterentwickelt.
Ob der Name "weiße Stadt" von der Farbe des vorherrschenden Baumaterials, vulkanischem Tuff, herrührt, oder davon, dass das Stadtzentrum nur den Spaniern vorbehalten war, ist umstritten. 

Am Abend, es ist Samstag, ist sehr viel los in der Altstadt. Ich muss auf einen Tisch warten, bekomme aber in der Schlange weißen Glühwein. Es wird mit Sonnenuntergang schlagartig kalt, von 23°C auf 15°C in einer halben Stunde...